Geschichte

Hier die stark gekürzte Fassung aus den zusammengetragenen Geschichtsdaten, aufgeschrieben von Eduard Mächtig, einst Rektor der Schule von Westerhausen

Karl der Große
Karl der Große

Nach der Eiszeit war unser Gebiet von Sümpfen und Seen umgeben. Am östlichen Seeufer entstanden die Siedlungen Süterhausen,Meckelnfelde und Seehusen (St.Stephan,Roßhöhe und hinter dem Weinberg). Bodenfunde fanden sich am Kuckucksberg, dem heiligen Land, am Königstein und auf der Roßhöhe. Aus den Siedlungen entstand später Westirhus, zwischen 763-814. Westerhausen gehörte zum Harzgau, umgeben vom Schwabengau (östlich), Nordthüringengau (nördlich) und Derlingau (westlich). Ein Gau umfasste mehrere Grafschaften. Nach 1170 tauchen neue Grundherren auf, so die Grafen von Wernigerode, Blankenburg und Regenstein. Sie sind fränkischen Ursprungs.
Der erste Bischof von Halberstadt ließ in seiner Amtszeit 35 Kirchen, die alle St. Stephanus hießen, errichten. Auch hier entstand eine schlichte Holzkirche als Missions- und Archidiakonatskirche. In der heutigen Straße “St. Stephan” stand einst diese Kirche. Die umliegenden Christengemeinden waren dieser Kirche unterstellt.
Auf der Nordseite des Dorfes stand ein Maierhof, später das Amt, eine befestigte Zwingburg. Auf dem Boden des Amtes wurde eine neue Wehrkirche erbaut. Die Kirche musste dafür viele Jahre Erbenzins an das Amt zahlen.

937 wird Westerhausen dem Stift Quedlinburg zugeeignet, später ging es als Lehen an die Grafschaft Blankenburg. Um 1150 sind Holländer (Flamen) zugewandert. Die Trockenlegung des Bruches wird vorangetrieben. Heute noch heißt ein Flecken “Flämischer Grund”. Auch der See neben der Landstraße nach Halberstadt verschwand. Die Bezeichnung “Im Teiche” (im Dyke) erinnert daran. Der Graf von Blankenburg verkaufte Westerhausen 1343 an seine Vettern, die Grafen von Regenstein. Nach dem Tod des regensteinischen Grafen fiel Westerhausen an den Bischof von Halberstadt.
In der Reformationszeit war es Pastor Henning Radecke der als erster in der Grafschaft die neue Lehre predigte, so das aus der gesamten Umgebung die Leute in “hellen Haufen” zu ihm strömten. Der Platz in der Kirche reichte nicht aus , so dass er unter freiem Himmel predigte. 1539 trat Graf Ullrich von Reinstein (Regenstein) und Blankenburg den lutherischen Glauben bei. In dieser Zeit wurden in den meisten Dörfern der Grafschaft Schulen errichtet.

Im Bauernkrieg wurden die Klöster Walkenried, Ilfeld, Stollberg, Ballenstedt, Gernrode, St. Wiperti und Münzenberg in Quedlinburg sowie Michaelstein geplündert. Die Westerhäuser Bauern schlossen sich nicht den Bauernhaufen an. Hier wurde nur das Vorwerk des Amtes geplündert. Die Dörfer Westerhausen, Börnecke und Benzingerode verweigerten die Frondienste. Das Katharinenkloster in Neinstedt sowie die Wendhusener Klosterkirche zu Thale wurden zerschlagen. Die Westerhäuser Bauern werden nach der Niederlage des Bauernheeres bei Frankenhausen mit empfindlichen Geldstrafen belegt.

Der Größe Kurfürst  Friedrich Wilhelm
Der Größe Kurfürst Friedrich Wilhelm

1648 bekam Brandenburg das Bistum Halberstadt zugesprochen. Nach dem Tod des letzten Regensteiner Grafen und Erledigung des Lehen, besetzte Brandenburg 1670 mit 400 Soldaten die Grafschaft Regenstein. Die Braunschweiger protestierten heftig. Der Junkernhof  wurde in dieser zeit von den Offizieren belegtDer Junkernhof war eine Wasserburg, die den Übergang von Quitilinga nach Regenstein über einen schmalen Seearm schützte. Sie gehörte dem Regensteiner Grafen. Wegen hoher Schulden vermachten sie den Junkernhof an die Herren von Münchhausen. Dazu gehörten 500 Morgen Land. Nur das Amt blieb noch bis zu ihrem Aussterben 1599 in ihrem Besitz. Nach 1648 kaufte der Obrist-Wachmeister von Morgenstern den Hof. Er ließ das Herrenhaus neu erbauen. Das Trinkwasser wurde über Eichenröhren aus der Obermühle zugeführt. 1753 kaufte König Friedrich Wilhelm I den Junkernhof und vereinigte ihn mit dem Amte. Beides wurde von Pächtern bewirtschaftet. 1880 wurde es an die Westerhäuser Bauern verkauft, der Acker aber verpachtet.

Der Südteil von Westerhausen, wo einst die meisten Dorfbewohner wohnten, verlor an Bedeutung. Die Bewohner der verlassenen Dörfer Moordorf, Sadenbeck, Makelnfelde und Seehausen hatten sich meist beim Amt im nördlichen Teil angesiedelt. Im Amt fanden alle Zusammenkünfte statt. Es gab drei Freihöfe (Schriftsassenhöfe), im Oberdorf, Planstraße und an der Schanzenecke. In dem schwach bewohnten Preußen siedelte der König Kolonisten an. Im Kreis Westerhausen siedelten 118 Familien, davon 12 direkt in Westerhausen (die meisten in Friedrichsbrunn). Dies geschah von 1775-1778. Nach der Niederlage der Preußen gegen Napoleon flüchteten diese über den Harz. Einer Legende nach soll durch eine flüchtende preußische Abteilung die Kriegskasse im Bruch versengt worden sein. Während der französischen Besatzung wurde verfügt, dass die Toten nicht mehr bei der Kirche bestattet werden durften. Seither befindet sich die letzte Ruhestätte auf dem Thie. Die Einwohnerzahl betrug 1791 etwa 1163 Einwohner und 1910 schon 2405 Einwohner.

Etwa um 1840 wurde die Separation (Agrarreform) eingeführt und die Dreifelderwirtschaft abgeschafft. Auch die Weidegerechtsame fiel weg und wurde in Acker umgewandelt. An Stelle der Allmende erhielt jeder der Kühe besaß ein Stück Acker als Entschädigung. Wurde bei der Dreifelderwirtschaft meist nur Weizen, Roggen, Gerste und Hafer angebaut, so wurden nach der Reformation hauptsächlich Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüse angebaut. Die Ernten wurden auf den Wochenmärkten in Quedlinburg, Blankenburg, Wernigerode und sogar bis Braunlage und Goslar verkauft. Das Torfstechen im Bruch wurde allmählich weniger, da Braunkohlelager in Frose, Nachterstedt und Wienrode erschlossen wurden. 1858 wurde eine neue Chaussee nördlich des Langenbergs nach Quedlinburg gebaut. Der alte Stadtweg südlich des Langenbergs verlor seine Bedeutung.  Als eine Eisenbahnlinie Quedlinburg-Blankenburg gebaut wurde, bemühte sich Westerhausen um einen Bahnanschluss. Einflussreiche Quedlinburger sollen dies angeblich verhindert haben.